Pyrenäen 2001
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Viele Erlebnisse hatten wir in den vergangenen Wochen, nun ruft die Heimat. Einige besonders schöne Erinnerungen möchte ich hier noch
fest halten, bevor sie mit den Ereignissen des Alltags überlegt werden und nur noch in einem fernen Winkel als Erinnerung wach gerufen
werden können.
Die Besteigung des Pic d'Estats hatten wir uns als Aufgabe gestellt. Mit seinen 3143 Meter ist er der Höchste Berg Kataloniens. Nur von
einigen wenigen Gipfeln weiter im Norden, die zumeist auf Spanischer Seite liegen wird er überragt.
Rasch war die Kothe aufgebaut. Der reißende Gebiergsbach rauschte uns in den Schlaf.
Der dichte Laubwald machte nicht den Eindruck im südwesten Frankreichs und unmittelbar vor der spanischen Grenze zu sein. Er erinnerte
eher an einen Wald in den Voralpen nahe bei Wien, oder gar an das Waldviertel.
Im Schatten der Bäume ging es ruhig aber stätig bergan. Nach einer Stunde fanden wir ein Heidelbeerfeld, an dem wir eine größere Pause
einlegen mußten.
[...] Vor Sonnenaufgang waren schon die ersten Höhenmeter geschafft. Hier waren erste Schneefelder zu sehen, dort einige grasende
weiße Kühe. In der frischen Morgenluft ging es leichtfüßig den Berg hinauf. Viele umliegende Gipfel des Pic d'Estats waren schon zu sehen,
aber er selber noch nicht!
Die letzten 500 Höhenmeter wurden besonders steil, gingen quer über Schneefelder hinauf zum Sattel. Endlich konnten wir den Gipfel
sehen.
Das Ziel vor Augen schien die Müdigkeit wie weggeblasen und die Pimpfe liefen voran.
Uns bot sich ein herlicher Rundblick über Täler und Berge hinweg. Der Aufstieg wurde toll belohnt – noch größer wurde der Spaß, als wir
auf unseren Ponchos rodelnd die Schneefelder talabwärts saußten.
Rapunzel
Die Nacht habe ich wieder unter Sternenhimmel verbracht. Um 6:45 Uhr weckte uns Rapunzel mit frischem Morgengesang. Ein schnelles
Frühstück sollte für Kraft unserer Wanderung sorgen. Wir bauten die Kothe ab, packten und zogen kurz nach den Goten vom Lagerplatz
ab. Ein letztes Mal betrachteten wir den Montsegur in der Morgensonne und schlugen den Weg Richtung Fontaine de l'Esqueille ein. Von
dort wollten wir durch eine Schlucht („Gorges de la Fran“) über Comus, nach Montallou gehen. Unterwegs trafen wir die Goten und
Wildgänse wieder, die den Katharrerweg nach Osten zum Meer weitertippeln. Gemeinsam stiegen wir in das Tal hinab. Als wir endlich
angekommen waren, trennten wir uns von den anderen und gingen zu viert in die Schlucht weiter. Die Sonne kletterte höher und höher
und brannte auf uns ohne Erbarmen nieder. Um 1200 Uhr erreichten wir einen schattenspendenden Felsen. Erschöpft schliefen wir neben
dem steinigen Pfad ein. Um 1500 Uhr brachen wir wieder auf. Die Schlucht versprach allerdings mehr als sie tatsächlich bot: kein Wasser,
viele Touristen.
In Comus füllten wir unsere Wasserflaschen auf und gingen die 3 km lange Straße nach Camsse weiter. Wir erfrischten uns am Brunnen,
Raffael und Rapunzel kauften ein Frühstück für Morgen. Weiter ging es in einem traumhaften Abendlicht nach Montallou. Es ist ein kleines
Dorf unterhalb einer Ruine aus dem 13. Jhdt. Viele Jahre nach dem Fall des Montsegur lebten hier noch versteckte Katharrer, ehe sie am
Scheiterhaufen endeten. Heute beherbergt das idyllische Dörfchen noch etwa 20 Seelen. Wir steigen hinauf zum Chateau, von wo man
über die herrliche hügelige Landschaft sehen kann, kaum zu glauben, daß wir uns auf 1300m Seehöhe befinden.
Mittlerweile brennt ein Feuer vor den letzten Überresten der Burg, es wird eifrig gekocht und die sonne ist hinter der westlichen Bergkette
untergegangen. Wir sind alle sehr erschöpft und hungrig. Nach dem Abendessen werden wir unter freien Sternenhimmel einschlafen.
Morgen geht es weiter Richtung Süden, nach Prades, Axles-Thermes zur Grenze nach Andorra!
Christian
In der Früh wurden wir durch einen spanisch schwafelnden Menschen geweckt. Er kam im Bademantel, redete auf uns ein und ging
wieder weg. Uns kam das spanisch vor, deshalb packten wir und gingen Richtung Innenstadt. Am Fluss fanden wir eine Bank auf der wir
unser Müsli mit Milch verspeisten.
Mit dem frisch gekauften Essen setzten wir uns etwas unterhalb des Andorra-la Velle – Gefängnisses in einen Park. Nachdem Rapunzel und
Zach in einem Hotel die Flaschen gefüllt hatten, gingen alle zusammen ans Ende der Stadt. Eine nette Andoranerin nahm uns bis La Seu,
einer Grenzstadt in Spanien, mit. Vor der Auffahrt zum Tundel del cadi nahm uns eine Spanierin mit. Mit etwas englisch machten wir ihr
verständlich, dass wir bei der Abzweigung nach Vilada raugeschmissen werden wollten. Dann nahm uns eine freundliche Schweizerin mit.
Dann ein Ehepaar. Der Mann sprach englisch und redete furchtbar viel. Über die Politik in Österreich und vieles mehr. Die Frau sahs nur
schweigsam daneben. In einem Touristen überschwämpten Ort lies er uns aussteigen, Endlich!
Bei der vereinbarten Kreuzung... kein Zach, kein Christian. Rapunzel und Ich suchten einen Schlafplatz, als wir über ein Feld gingen sahen
wir zwei Gestalten aus einem Auto steigen. Ich indifizierte sie als Zach und Christian. Um 11:30 Uhr sahsen wir auf den ausgebreiteten
Planen und aßen zu abend.
Wir hätten uns nicht gedacht, dass wir uns heute noch sehen würden.
Raffael
Nach der vierundzwanzig- stündigen Busfahrt und einer ersten Nacht erwartete uns die mächtige cité. Die mittelalterliche
Befestigungsanlage bietet Platz für mehrere hundert oder sogar mehrere tausend Bewohner – bot Platz; denn heute vertreiben die
überschwemmenden Touristen wohl jeden Bewohner. Die sonst so schöne cité, ihre mächtige und beeindruckende Atmosphäre wird
dadurch zerstört, da die Touristen und die Souveniershops alle Aufmerksamkeit auf sich lenken.
Wer einmal abends, kurz vor Mitternacht die cité erlebt hat, der kann die Jahrhunderte spüren, in denen die cité eine bedeutende Pastion
war. Nur noch einige cafés und restaurants sind geöffnet und wenige sitzen in ihnen. Die Straßen sind leer, die Holzläden verdecken den
unnötigen Krims- Kram von Plastikrüstungen über Kuchen und Crepstände bis hin zu anderen überflüssigen Souveniers.
Rapunzel